Manche unserer Krimis basieren auf realen gesellschaftlichen oder politischen Phänomenen. Zum Beispiel der neue Krimi von Joachim Peters, Der Tod der blauen Wale.
Es begann wohl mit einem Hoax aus Russland, einer Falschmeldung, die sich 2016 im Internet verbreitete und ein Jahr später auch in Europa angekommen war: Teenager würden „massenhaft“ durch eine Blue Whale Challenge zum Selbstmord getrieben. In WhatsApp Kettenbriefen würden die Teilnehmer aufgerufen, an 50 aufeinanderfolgenden Tagen Aufgaben zu erledigen, die die Teilnehmer zunehmend an ihre Grenzen führten, unter anderem sich selbst einen blauen Wal in den Arm zu ritzen – weil Blauwale sich angeblich bewusst stranden lassen, um zu sterben? Das gipfle dann in der Aufforderung – die 50. und letzte Aufgabe -, sich selbst umzubringen. Nachdem man die Teenager vorher im Verlauf des makabren Spiels auch gedemütigt habe – du bist fett, du bist dumm – sollte danach angeblich ein besseres Leben auf sie warten. Wer aussteigen wolle, dem würde gedroht, kompromittierendes Material über ihn in sozialen Medien zu verbreiten, wie zum Beispiel seinen Browserverlauf, aus dem ersichtlich wird, welche Websites er in den letzten Tagen oder Wochen besucht hat …
Dieser Hoax schien vielen Medien, vor allem der Boulevardpresse, aber nicht nur, einen Bericht wert. Und dadurch wurde er so richtig bekannt. Und fand nicht nur erstaunlich großes Interesse, was die Anzahl der Zugriffe auf YouTube-Filme beweist, die sich damit beschäftigt haben. Vielmehr haben sich wohl einige Menschen davon inspirieren lassen, es in die Tat umzusetzen. Wie viel das waren, kann niemand sagen, aber es hat Ermittlungsverfahren gegeben, in Russland sollen es weit über 100 gewesen sein, in denen den Beschuldigten vorgeworfen wurde, Jugendliche in den Suizid getrieben zu haben. Die Italienische Polizei hat es so ernst genommen, dass sie auf ihrer Internetseite davor warnte. Aber auch in anderen Ländern bat die Polizei Eltern ein wachsames Auge darauf zu haben. In Deutschland soll eine solche Challenge 2017 auf dem Handy einer 13-Jährigen gefunden worden sein, die sich einen blauen Wal in den Arm geritzt hatte.
Einige Zeit war es still um diese Challenge, aber im Sommer 2020 war sie in sozialen Medien erneut ein Thema …